Nicht genügend Gesamtschulplätze

Paul Georg Lisztewink

Anmeldungen an der Gesamtschule in Soest

Leserbrief 17.02.2010

Leserbrief zum Thema „Anmeldungen an der Gesamtschule in Soest“

Das Anmeldeverfahren an der Gesamtschule Soest für das Jahr 2010 ist gelaufen, und wieder einmal müssen nahezu 60 Kinder abgewiesen werden, weil in Soest - wie auch landesweit - nicht genügend Schulplätze an Gesamtschulen vorgehalten werden. Zudem hat die derzeitige Landesregierung den Eltern das Recht genommen, die weiterführende Schule für ihr Kind selbst zu bestimmen, so dass an Gesamtschulen abgewiesene SchülerInnen, die keine Empfehlung für das Gymnasium und die Realschule aufweisen, gezwungen sind, die Hauptschule zu besuchen.

Unter der frühen Selektion im mehrgliedrigen Schulsystem in NRW mit Haupt-, Real-, Gesamt- und Förderschulen sowie Gymnasien haben - wie internationale Untersuchungen belegt haben - vor allem Kinder aus armen Familien zu leiden. Andere Länder (Schweden, Finnland) zeigen, dass durch ein integriertes Schulsystem mit wesentlich besserer Ausstattung Chancenungleichheit erheblich abgebaut werden kann. Wie schädlich die antiquierte hiesige Bildungspolitik ist, hat im letzten Jahr eine Untersuchung der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule (GGG) NRW gezeigt. Sie hatte in einer landesweit durchgeführten repräsentativen Umfrage an den Gesamtschulen des Landes herausgefunden, dass 70% der Gesamtschul-Abiturienten im Zentralabitur des Jahres 2009 – also kein „Billigabitur“, wie es den Gesamtschulen immer wieder vorgeworfen wurde – keine Gymnasialempfehlung von ihren Grundschulen erhalten hatten. Damit ist kein Vorwurf an die Grundschulen verbunden. Es ist einfach für die meisten Kinder noch nicht möglich am Ende der 4. Klasse vorherzusehen, welchen Schulabschluss sie erzielen werden.

Die o.g. Untersuchung der GGG belegt, dass ungeheure Bildungsreserven infolge der aktuellen Schulstruktur ungenutzt bleiben. Ein immenser Schaden für jeden Einzelnen der ungeheuren Vielzahl an Menschen, denen ein angemessenes Maß an Bildung vorenthalten wird, und ein immenser Schaden für die Gesellschaft, der viele hoch gebildete Menschen entgehen.

Der demografische Wandel hat bereits vor 22 Jahren die Verantwortlichen der damals wie heute CDU-geführten Münsterland-Gemeinde Saerbeck zu einem nachahmenswerten Beschluss bewogen. Sie ließ ihre einzige weiterführende Schule, eine Hauptschule, die in der Gefahr stand aufgrund geringer Schülerzahlen geschlossen zu werden, auslaufen und errichtete nachwachsend eine Gesamtschule. Ähnliche Maßnahmen wären gewiss auch für Soest und seine umgebenden Gemeinden anzuregen. Auch Soester Konservative und die in den Nachbargemeinden sind unbelehrbar nicht auf ewig.

Paul Georg Lisztewink,
Bildungspolitischer Sprecher DIE LINKE im Rat Soest