Der Weg muss umbenannt werden

Winfried Hagenkötter

Leserbrief zum Artikel "Nach Rassisten benannt"

04.05.09

Leserbrief zum Artikel "Nach Rassisten benannt" im Soester Anzeiger vom 02.05.2009.

Es ist natürlich bedauerlich, wenn sich erst nach Jahren herausstellt, wer eine historische Person wirklich war und es ist sehr schade, dass wir erst durch einen neuen Beitrag des früheren Stadtarchivars Gerhard Köhn von den rassistischen und völkischen Ansichten des Gustav Simons erfahren müssen.

Eine kurze Recherche im Internet fördert gleich eine Vielzahl an Hinweisen über Simons' Gesinnung zu Tage. Sofort sticht ins Auge, dass er Mitglied des "Ordens des Neuen Tempels" war - einer rassistisch-esoterischen Vereinigung, die im Jahre 1907 durch das erstmalige Hissen einer Hakenkreuzfahne zweifelhafte Berühmtheit erlangte. Auch war Simons Mitbegründer der "Vegetarische Obstbau-Kolonie Eden" in Oranienburg, ein Projekt der Lebensreform-Bewegung, wo er mit anderen bekannten Rassisten völkisches Gedankengut ausbrütete. Man könnte natürlich einwenden, dass Gustav Simons einmal ein Soester Bürger war und als Erfinder des Simonsbrots und ehemaligen Besitzers der Feldmühle ja schließlich eine lokale Person von historischer Bedeutung ist. Auch einen Karl May darf man beispielsweise (fast) ungestraft lesen, zitieren und die Verfilmungen seiner Stoffe ansehen und vermutlich auch eine Straße nach ihm benennen, obwohl er ganz klar ein Antisemit war. Erschreckend ist, dass enorm viele Menschen in Deutschland zum Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts Rassisten, Nationalisten und Antisemiten waren.

Der Unterschied zwischen einem Gustav Simons und Karl May ist jedoch, dass Simons mit Artikeln und Büchern für seine grässlichen Ideen geworben hat. Der Weg muss umbenannt werden, ganz klar. Und je eher desto besser! Soest hat eine Jahrhunderte alte Geschichte, da wird sich sicherlich eine Person finden, die es eher verdient hat, dass man einen Weg nach ihr benennt.

Und vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn jeder Bürger mal seinen Straßennamen im Netz nachschaut. Wer weiß, was man da noch alles zu Tage fördert!?

Winfried Hagenkötter
(Geschäftsführer von DIE LINKE. Ortsverband Soest)