Heute vor 40 Jahren: Erfolgreicher „wilder“ Streik bei der Hella

DIE LINKE. Ortsverband Lippstadt

11 000 deutsche und ausländische Arbeiter streiken 4 Tage lang bei den Hella-Werken in Lippstadt und Paderborn und erreichten trotz Polizeiterror 40 Pfennig mehr

Inflation und Lohnungerechtigkeit trieben am 16. Juli 1973, heute vor 40 Jahren, die ausländischen Gastarbeiter der Hella-Werke in Lippstadt in den Ausstand. Eine neue Teuerungszulage von 15 Pfennig nur für die deutschen Facharbeiter brachte das Fass zum Überlaufen bei den spanischen, meist ungelernten, Arbeiterinnen und Arbeitern. 11 000 spanische, italienische, griechische, jugoslawische und deutsche Arbeiterinnen und Arbeitern schlossen sich dem „wilden Streik“ an. Ihre Forderung: 50 Pennig mehr für alle!

Die Streikenden belagerten 4 Tage lang den Automobilzulieferer-Betrieb und hinderten Streikbrecher daran das Werk zu betreten. Weder von den Gummiknüppeln der Polizei noch vom spanischen Konsul, damals herrsche die Franco-Diktatur, ließen sich die kämpfenden Kolleginnen und Kollegen entmutigen. Am 19. Juli 1973 endete der Streik erfolgreich: Die unteren Lohngruppen bekamen 40 Pennig mehr, die höheren 30 Pfennig. Zudem wurden drei der vier Streiktage bezahlt. In den folgenden Wochen gab es bundesweit eine Welle weiterer Arbeitskämpfe.

Damals waren rund 40 Prozent der Belegschaft GastarbeiterInnen, die zu Niedriglöhnen arbeiteten. Heute wird auf andere Weise der Lohn gedrückt. Die Hella-Werke sind in verschiedene Unternehmen zergliedert mit unterschiedlichen Entlohnungsbedingungen. Der Anteil der geringer entlohnter Leiharbeitsbeschäftigung ist sehr hoch. DIE LINKE will Leiharbeit abschaffen. Zudem müssen bei Betriebsübergängen Tarifverträge Bestand haben.

Die Lippstädter LINKE findet es wichtig, an den Streik vor 40 Jahren zu erinnern. Er zeigt, wer kämpft, kann gewinnen. Lohnungleichheit ist heute wie damals zu bekämpfen: Zwischen deutschen und ausländischen Beschäftigten, zwischen Frauen und Männern - und heute, seit der Agenda 2010, zwischen Leiharbeitsbeschäftigung und Stammbelegschaft. Gerade vor dem Hintergrund der brutalen Kürzungspolitik der Troika (Europäische Kommission, Europäische Zentralbank & Internationaler Währungsfond), der die Mittelmeerländer in die wirtschaftliche Depression treibt, ist es wichtig dagegen zu halten und internationale Solidarität zu betonen.

Literaturhinweise:
- „Jahrbuch zum Klassenkampf 1973“, Rotbuch Verlag, 1973
- „Mit Albert groß in Mode. Geschichten und Anekdoten aus Lippstadt“, Band 2, Ingo Salmen/Christoph Motog, Verlag DER PATRIOT, 2009